Während der sonst so konsumlastigen Weihnachtszeit haben wir von JANUN Göttingen zu einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe zur Herkunft unserer Kleidung eingeladen. Wir haben einen Film vorgeführt, der den Alltag chinesischer Näherinnen in einer Textilfabrik zeigt, es gab einen Vortrag von Textildesignerin Helen Gimber und als Abschluss haben wir eine Kleidertauschparty organisiert.
Den Auftakt bildete der Film „China Blue“, den wir in einem Hörsaal der Universität Göttingen vorgeführt haben. Wie bei all unseren Veranstaltungen war der Eintritt frei. Und wie so oft in Vorlesungen waren die vorderen und hinteren Reihen belegt, während in der Mitte noch ein wenig Luft blieb. Der Film wurde sehr bewegend aufgenommen. Die Anwesenden lobten die Machart – es gibt keinen Sprechertext aus dem Off, sondern nur die in die Kamera gesprochenen Passagen der Protagonistinnen. Hinterher entstand noch eine kurze Diskussion darüber, wie den Leuten der Film gefallen hat, was er in ihnen ausgelöst hat und welche Handlungsspielräume sie sehen. Die gängigsten Antworten: Weniger Kleidung kaufen, Druck auf die Marken ausüben.
Eine Woche später ging es weiter mit dem Vortrag der aus England stammenden Helen Gimber, Mode-Designerin und Upcycling-Expertin von Inkota e.V. Sie sprach nicht nur über die Produktion von Kleidungsstücken, sondern auch über die Aktionen der Clean Clothes Campaign gegen die Missstände in der Industrie. Hervorzuheben ist eine Aktion vor der Eröffnung einer Primark-Filiale in Berlin, bei der auf die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken hingewiesen und eine Kleidertauschaktion durchgeführt wurde.
Helen kritisierte Primark insbesondere dafür, neue Kollektionen in zu kurzen Zeitabständen herauszubringen und dadurch die Fabriken und somit auch die Arbeiter*innen unter Druck zu setzen. Zudem wird so mehr Kleidung produziert, die aufgrund von schlechter Qualität und kurzlebigen Trends weniger lange getragen wird.
Im Anschluss an den Vortrag beantwortete Helen die Fragen des Publikums und verteilte Informationsmaterial, wobei vor allem die Sticker ihrer Aktion „Cool, aber tödlich“, die man unauffällig auf Kleidung in Läden wie Primark und H&M anbringen kann, auf Gefallen stießen.
„Macht ihr das jetzt öfter?“, war die am häufigsten gehörte Reaktion auf unsere Kleidertauschparty, die den krönenden Abschluss der Veranstaltungsreihe darstellte.
In gemütlicher Atmosphäre und bei veganen Keksen und alkoholfreiem Punsch im Göttinger Stilbrvch konnten schöne alte Schrankhüter ausgetauscht werden. Die Begeisterung, die wir mit der Veranstaltung auslösten, zeigte sich auch darin, dass viele der circa 80 – 100 (überwiegend weiblichen) Besucher*innen große Mengen an nicht mehr gebrauchter Kleidung mitbrachten. Die Party brachte uns neben einigen Spendeneinnahmen auch einen Bericht im Göttinger Tageblatt ein. Jedoch fiel uns auf, dass viele Leute mehr Kleidungsstücke abgeladen haben, als sie am Ende wieder mitnahmen. Das mag damit zu tun haben, dass wir auf komplizierte Punktesysteme wie bei anderen Kleidertauschpartys verzichtet haben. Sei’s drum.
Nach drei erfolgreichen Veranstaltungen konnten wir zufrieden zurückblicken und uns vor allem einer Frage stellen: Wohin mit all der übrig gebliebenen Kleidung?
Sie ging als Spende an die Kleiderkammer der Straßensozialarbeit und wird somit hoffentlich noch weiteren Menschen Freude machen.
Für die Organisation der Räume danken wir der Hochschulgruppe Terre des hommes!