Ein Manifest der Nachhaltigkeit – Poetry Slam auf der NachDenkstatt

Unter dem Motto „Nachhaltigkeit – Wie soll unsere Welt aussehen? Träumen, ausbrechen, aufbrechen!“ stellten sich fünf SlammerInnen einem Wortgefecht der poetischen und kreativen Art. Im Rahmen der vierten NachDenkstatt wurde erstmalig in Kooperation mit dem AStA der Universität Oldenburg und WELTbewusst erLEBEN ein Poetry Slam organisiert. Die NachDenkstatt ist eine Workshop-Konferenz, die nachhaltigen Themen durch einen transdisziplinären Ansatz eine Plattform bietet.

Das tätowieren wir uns auf die Brust

Dank der ca. 400 ZuschauerInnen, die den Hörsaal zum Vibrieren brachten, herrschte eine unfassbar gute Stimmung. Das lag nicht zuletzt an Moderator Christian Bruns, der die Menge ordentlich anheizte. Schon bei der Anmoderation zeigte der tosende Applaus der Menge, dass es ein ganz besonderer Abend werden würde. Anschließend wurden in der Zuschauermenge sechs Juryzettel ausgeteilt, auf denen nach jedem Auftritt eine Bewertung zwischen „das hätte nicht geschrieben werden sollen“ (1 Punkt) bis „das tätowieren wir uns auf die Brust“ (10 Punkte) aufgeschrieben werden sollte. Die erste Runde stand ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. In Runde Zwei war dann alles möglich.

Die Slammer*innnen

Die PoetInnen Mirko Gilster, Theresa Sperling, Mareike Henken, Lisa Schøyen und Hauke Schrade boten dem Publikum nachdenkliche, humorvolle und fast durchgängig sehr tiefgründige Texte.

Theresa eröffnete den Abend mit einem Beitrag über die soziale Nachhaltigkeit und philosophierte über den Mythos der Menschlichkeit, als sie von der Geschichte der Medusa erzählte.

Mirko hingegen erzählte in seinem Text „Der schlafende Berg“ eine Parabel auf die Sucht nach mehr und mehr. In der Geschichte schürften die Zwerge unablässlich nach Reichtümern, was schließlich zum Erwachen des Berges und dem drohenden Untergang führte.

Lisa provozierte mit ihrem Titel frei nach KIZ „Bitte Herr, vergib mir nicht, denn sie wissen, was sie tun“ und resümierte „Dreh die Heizung hoch, mein Kind, wir warten auf diesen Klimawandel“.

Mareike stellte sich als Vierte dem Wort-Duell und riss das Publikum mit ihrem Text „Vom Umgang mit der Zeit, uns selbst und anderen“ vom Klappstuhl. Dessen zentrale Botschaft: Der permanente Zeitmangel und die Einweg-Kultur in unserer Konsumgesellschaft machen uns alle zu Mehrwegverlierern.

Zu guter letzt trat Hauke auf die Bühne, für den die Dinge nicht nachhaltig sondern alkoholhaltig sind. Er warf mit Fakten um sich und gab „halt mal was zur Nachhaltigkeit preis“.

Die erste Runde flog nur so vorbei, wie die Wörter der PoetInnen. Die Pause bot dann kurz Gelegenheit, das Gesagte sacken zu lassen, denn für die zweite Runde standen die wortgewandten SlammerInnen schon bereit.

Alles ist möglich

In der Alles-ist-möglich-Runde hätte die Bandbreite der Texte nicht größer sein können. Nach einem kleinen, aber feinen Klatschen-und-auf-dem-Boden-trampeln-Gewitter waren alle gewappnet. Diesmal traten die Poeten in umgekehrter Reihenfolge an.

Als erster bewies Hauke seine absolut perfekte Aussprache bei einem Zungenbrecher, in dem es einen komplizierten Kriminalfälle zu lösen galt. Lisa zeigte uns mit ihrer „Würstchenstand Konversation“ unter anderem aktuelle Einblicke zur Flüchtlingsdiskussion und „wie man sich als Zitronengras zwischen Apfelbäumen“ fühlt. Ein Text über die Zukunft „Es ist wie es ist“, brachte Mareike eine ordentliche Jurywertung ein.

Logo_mit Motto_2015„Bologna“ ließ in Mirko’s Gefühlswelt blicken und erzählte über Beziehungen, die auseinander gehen. Last but not least – und das so etwas an diesem Abend möglich ist, hätte wohl niemand vorher erwartet – beeindruckte Theresa mit ihrem Text nicht nur die Jury vollends, sondern auch das gesamte Publikum: „Was ich meinen Söhnen selber nie sagen würde“. Dafür erhielt sie sechs Mal eine 10er-Wertung und einen tosenden Applaus im Hörsaal, den sich wohl so manch ein Dozent wünschen würde.

Zur Siegerin des Abends wurde Mareike Henken mit der höchsten Gesamtwertung aus beiden Runden gekürt – mehr als verdient hinterließ sie Eindruck, denn „Nehmt euch Zeit, das ist auch Nachhaltigkeit“!

Text von Jessica Schulz; Fotos mit freundlicher Genehmigung von Christin Michealis.