Leap Day: ein Aktions- und Workshoptag zu sozial-ökologischen Alternativen in Düsseldorf

Angelehnt an Ideen von Klimaaktivistinnen wie Naomi Klein und Dorothee Häußermann entstand in Düsseldorf die Idee des Leap Day: ein Aktions- und Workshoptag, an dem sozialökologische Alternativen mit der Zielsetzung eines nachhaltigen, zukunftsfähigen Miteinanders erfahrbar und erlebbar gemacht werden können.

Die Große Transformation braucht große Sprünge

Alle vier Jahre erinnert uns der Schalttag daran, dass der menschengemachte Kalender die physikalischen Gegebenheiten nicht völlig realitätsgetreu widerspiegelt – dass unsere Strukturen und Normierungen nach Bedarf angepasst und verändert werden können. Im Englischen beinhaltet der Schalttag (leap day) eine Doppeldeutigkeit – to leap =springen. Denn immer mehr wird uns bewusst, dass die Zeit der kleinen Schritte vorbei ist. Für eine sozialökologische Transformation, die starke soziale Sicherungssysteme schafft, sowie Armut und Ausgrenzung minimiert, müssen wir aktuellen Herausforderungen progressiv und proaktiv begegnen. In diesem Sinne wollte der Leap Day zum gemeinsamen Sprung einladen – denn für ein neues Miteinander brauchen wir Menschen, die aktiv werden wollen und Menschen, die sich zusammenschließen.

Film, Politisches Frühstück und unfreiwillige Abhängigkeiten

Den Auftakt bildete am 27.02 die Filmvorführung der Dokumentation „Pfade durch Utopia“ im Niemandsland e.V. Düsseldorf. In der nachfolgenden Diskussionsrunde konnten besonders bewegende Botschaften und Eindrücke, sowie eigene Erfahrungen und Gedankengänge in achtsamer Runde geteilt werden.

Am nächsten Tag begann der Tag um 9 Uhr früh in der Leben findet Stadt Halle Düsseldorf. Beim gemeinsamen politischen Frühstück wurden Fragen diskutiert wie: „Wie sieht meine persönliche Utopie aus?“ „Was ist mir zu viel?“ „Was bewegt mich aktuell am meisten?“ „Was fehlt mir?“. Wir teilten den Wunsch nach Vereinfachung und mehr Kontrolle über das eigene Leben, das Bedürfnis nach Reduzierung von unfreiwilligen Abhängigkeiten, sowie unsere individuellen Umgangsformen und Lösungsstrategien.

Flucht & Migration und Handprint statt Fußabdruck

Im Anschluss starteten die Gruppe in zwei Workshops: Christoffer Zirkeldreher teilte seine permakulturellen Ideen bezüglich eines konstruktiven Umgangs mit der aktuellen Situation geflüchteter Menschen. Wie könnte Menschen, die hierzulande noch über keine offizielle Arbeitsgenehmigung verfügen, eine sinnvolle Beschäftigungsperspektive eröffnet, und gleichzeitig an Werkzeugen für Wandel gearbeitet werden? Welche Möglichkeiten gibt es, Menschen für Wiederaufbaumaßnahmen zu befähigen, sowie zeitgleich einen Aspekt der Fluchtursachen durch saisonal-regionales Bewusstsein zu reduzieren?

20160228_115743

?????????????

 

 

 

 

Stefan Küper,  NRW-Fachpromotor für Klima und Entwicklung beim Germanwatch e.V. stellte den Germanwatch Handprint vor und moderierte die anschließende Diskussion. Der „Handabdruck des persönlichen Engagements“  soll zum einen den individuellen Beitrag zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit sichtbar machen und zum anderen dazu beitragen, dass immer mehr Menschen ressourcenschonender handeln (können). Sei es durch Engagement im Kleinen (z.B. Einsatz dafür, dass der eigene Verein fair und biologisch einkauft oder Einsatz dafür, dass das preiswerteste Gericht in der Kantine vegetarisch ist) oder im Großen (Einsatz für politische Veränderungen, damit es für immer mehr Menschen einfacher wird, nachhaltig zu leben und zu konsumieren). Er bildet damit das Gegenstück zum ökologischen Fußabdruck. Der Handabdruck lässt sich nicht genau berechnen, aber das Engagement Einzelner führt so zu Veränderungen im größeren Rahmen. Die große Frage hier lautet: Wie kann ich durch mein Engagement Einfluss auf meine Umgebung und politische Entscheidungen nehmen?
Nach den Theorie-Workshops trafen sich beide Gruppen zu einem gemeinsamen Plenum, um über die erarbeiteten Inhalte zu sprechen und zu diskutieren.

Gut essen und alternative Kampagnen

Beim bio-veganen Mittagsbuffet wurden weitere Ideen und Anregungen miteinander ausgetauscht, bevor der Übergang in das Nachmittagsprogramm erfolgte.

André Moser, Bildungsmanager der Heinrich-Böll-Stiftung NRW, leitete einen Workshop zu Kampagnenmanagement und Netzwerkarbeit an, welchen er eigens für diesen Tag als gekürzte Version konzipiert hatte. Gemeinsam lernten die Teilnehmenden anhand der 3-5-7-Regel, was eine gute Kampagnenplanung ausmacht. Sie erarbeiteten den Unterschied zwischen der Botschaft und dem Slogan einer Kampagne und hatten die Möglichkeit, unter Anleitung und Beratung in Kleingruppen an eigenen Kampagnenideen zu arbeiten.

Kreative Umsetzung & künstlerischer Ausdruck

10290066_1036374313073114_5396348655621136220_nParallel sowie im Anschluss dazu stand alternativ ein Kreativ-Programm bereit. Der Campusgarten Köln formte mit Groß und Klein Samenbomben für Guerilla-Gardening-Aktionen. An einem gemeinsamen Wimmelbild unter dem Titel „Wir malen uns die Welt, wie sie uns gefällt“ entstand ein Gesamtkunstwerk. Des Weiteren standen Bastelbögen der Kampagne „Zu gut für die Tonne“, sowie einige Bildungsspiele zur Verfügung.

Im Open Space erkundeten einige Teilnehmende das „Wurm-Kisten-Zentrum“ und erhielten einen Einblick in die Möglichkeit der Reduktion von Küchenabfällen mithilfe des Wurm-Komposts. Andere sichteten die Bibliothek der „Leben findet Stadt“-Halle, oder übten sich am bereitstehenden Klavier.

Nach dem Abendessen leitete „Dascha reimt“ das Abendprogramm mit einigen poetischen Texten zu den Themen kritischer Konsum, Wandel, sowie Selbstfindungsprozessen ein. Jan Willenbacher schenkte dem Leap Day mit Gesang und Gitarre einen zauberhaften musikalischen Abschluss.

Müde, aber glücklich über den gelungenen Tag verabschiedeten sich die Teilnehmenden mit vielen Erkenntnissen und einem Gefühl des Verbunden-Seins nach Hause.