Weniger ist mehr – doch wohin mit den ganzen unnötigen Dingen?

Am Samstag den 14. Mai 2016 ging Merkwürdiges in Saarbrücken von statten. In der
Wilhelm-Heinrich-Straße versammelten sich ab 10:45 Uhr mehr und mehr Menschen vor
einem alten, seine besten Tage schon lange hinter sich gelassenem Lagerhaus. Doch sie
kamen nicht mit leeren Händen, ganz im Gegenteil: Da stapelten sich Umzugskartons, prallgefüllte Müllsäcke, große Einkaufstaschen…
Doch was wollten all diese Menschen? Sie wollten etwas schenken. Nicht weil sie mussten, nicht weil es von ihnen erwartet wurde und auch nicht weil sie sich dazu verpflichtet fühlten. Heute ging es all diesen Menschen darum zu teilen. Sie wollten teilen, was sie sowieso schon doppelt oder dreifach zu Hause herum stehen hatten. So sammelten sich also an diesem Samstagmittag das dritte Nudelsieb, die zu enge Strumpfhose, der spießige Gartenzwerg, der viel zu kitschige Liebesfilm, das inzwischen aus der Mode gekommene paar Schuhe und vieles mehr vor „unserer Tür“. Und wir waren ziemlich überrascht. Wir, das heißt die „Transition Saarbrücken“ Gruppe, die es seit dem Herbst 2015 gibt und die vor der Verschenkbörse bereits eine Saatgut-Börse organisiert hat, bei der es für Garteninteressierte die Möglichkeit zum Tausch von Samen und zur Vernetzung gab. Der Name „Transition Saarbrücken“ leitet sich von „Transition Towns“ (Städte im Wandel) ab, einer weltweiten Bewegung, die sich alarmiert durch den Klimawandel für einen schonenden Umgang mit den Ressourcen des Planeten auf lokaler Ebene einsetzt. In Saarbrücken geht es uns momentan vor allem darum, die Stadt lebenswerter zu gestalten und das bereits bestehende Angebot sinnvoll zu ergänzen. So wollen wir unter anderem eine Vernetzung der bestehenden Initiativen schaffen und Ideen gezielt in Aktionen sichtbar machen.
Als eine solche Aktion lässt sich auch unsere Verschenkbörse verstehen. Wir machten an diesem Tag sichtbar welches große Potential in unserer Gesellschaft für einen
bevorstehenden Wandel hin zu einer gerechteren, sozialeren und nachhaltigeren Welt
steckt. Nachdem wir die Tische, Kleiderständer, die Umziehkabine, die Upcycling-Ecke und die Technik für die Jam-Session aufgebaut hatten, wurden wir regelrecht überlaufen von Menschen aller Gesellschaftsschichten, Ethnien und Religionen. Unmengen an Dingen stapelten sich auf dem Boden zwischen den beschrifteten Tischen und nur langsam lichtete sich das Chaos, bevor die nächste Welle an Menschen und Gegenständen hereinschwappte.
Es war unglaublich wie viele Besucher dort waren und wie schnell sich die Tische füllten und wieder leerten. Die restlichen Kleider, Bücher, CDs und Spielsachen, die am Ende des Tages übrig geblieben sind, wurden natürlich nicht einfach weggeschmissen, sondern sind Flüchtlingen bzw. der Allgemeinheit zu Gute gekommen.
Da die Verschenkbörse ein großer Erfolg für uns war, möchten wir diese in regelmäßigen Abständen, vielleicht schon in diesem Herbst, nochmals organisieren. Besonders schön war es für uns zu sehen, dass alle glücklich darüber waren, zu teilen und niemand traurig darüber zu sein schien etwas her zu geben. So konnten wir bei manchen regelrecht spüren, wie ihnen eine reelle Last genommen wurde. Weniger ist eben manchmal einfach mehr.
Sebastian Felkner
für Transition Saarbrücken